Nachruf

23. September 2020

Alois Müller-Bieri

Ballwil

Unser Vater, Alois Müller, wurde am 23. Januar 1933 den Eltern Otto und Josefine Müller-Isenschmid geschenkt. Er war das jüngste von acht Kindern. Das kleine Häuschen am Waldesrand in der Brome oberhalb Römerswil war nun richtig voll, sodass die älteste Schwester Josy bald ausziehen musste.


Dass alle hungrigen Mäuler immer genug zu essen hatten, war für die Eltern eine echte Herausforderung. Doch weil sie eine eigene Kuh hatten, gab es zum Morgenessen immer frische Milch. Sein Vater war Rander, das heisst: Er hatte vor allem bei Bauerhäusern Holzschindeln angeschlagen. Zusammen mit seinen Geschwistern war unser Vater fast in jeder freien Minute im Wald. Schon in dieser Zeit konnte er sich für sein späteres Hobby, das Pilzesuchen, begeistern. Als die Grossfamilie langsam kleiner wurde, zogen sie ins Gehrenhüsli.


Nach der Schulzeit musste unser Vater, wie es damals üblich war, zu einem Bauern arbeiten gehen. Später fand er eine Anstellung bei der Giesserei von Moos. Einen Bleihammer, welchen er da selber gegossen hatte, bewahrte er mit Stolz bis zuletzt auf.


Nach der Rekrutenschule trat er bei der Firma Galliker in Ballwil seine Lebensstelle an. Sechs Tage in der Woche Holz und Kohle, aber auch grosse, über 100 Kilo schwere Emmentaler Käse von Hand aufladen, diese Arbeit hatte er mit Freuden ausgeführt. Nach und nach erleichterten dann Maschinen diese schweren Arbeiten.


Zu dieser Zeit lernte er unser Mami, Josefine Bieri aus Hochdorf, ein junges, blondes Fräulein, kennen und lieben. Die beiden gaben sich im Mai 1958 in der Kapelle Gormund das Ja-Wort. In einem Haus neben dem Margrethenplatz fanden die beiden ihr erstes Zuhause. Mit der Geburt von Alois junior und Beat wurde es in der kleinen Wohnung langsam eng, sodass sie ins neue Ambarquartier zügelten, wo bald darauf Daniel zur Welt kam. Nun war die Familie komplett. Hier waren sie glücklich, denn viele der Mitbewohner waren im gleichen Alter und eine grosse Kinderschar bevölkerte das Quartier.


Fischen im Baldeggersee, Gärtnern, Pilze suchen, das waren seine grossen Hobbys. Bei einem Jass, vor allem mit seinen Brüdern, da konnte er die Zeit vergessen.


43 Jahre lang blieb unser Vater seinem Arbeitgeber treu. Stolz war er auf die Auszeichnung für unfallfreies Fahren, welche ihm nach vier Jahrzehnten überreicht wurde. Auf seine Pensionierung freute er sich sehr, denn der tägliche Stress auf der Strasse wurde ihm langsam zu viel.


Zur Pensionierung erfüllte sich unser Vater einen grossen Wunsch: ein eigenes Gartenhäuschen mit Parzelle im Moos in Hochdorf. Jede freie Minute verbrachte er nun in «seinem Garten». Salat, Randen und Kohlrabi – alles in Reih und Glied gepflanzt – waren sein grösster Stolz. Nicht einfach für ihn war dann, als er kurz nach seinem 80. Geburtstag aus gesundheitlichen Gründen seinen geliebten Garten aufgeben musste. Seine beiden Grosskinder Fabian und Severine bedeuteten ihm sehr viel. Glücklich war er auch über die Geburt seiner Urgrosskinder Devin und Robin.


In den letzten Jahren wurde unser Vater ruhiger und mehrere Spitalauf­enthalte musste er über sich ergehen lassen, so auch im September des letzten Jahres. Alle seine Lieben durften von ihm Abschied nehmen. Am Morgen des 10. Septembers hat unser Vater seine Augen für immer geschlossen.

In Liebe und Dankbarkeit
Deine Familie