Nachruf

23. September 2020

Marie-Theres und Jakob Fuchs-Estermann

Hildisrieden

Am 12. September haben wir in einem eindrücklichen und würdigen Gedenkgottesdienst von unseren Eltern Abschied genommen.


Marie-Theres wurde am 13. Juni 1931 in Hildisrieden geboren und wuchs zusammen mit 11 Geschwistern auf dem Bauernhof in Traselingen auf. Schon früh mussten die Kinder auf dem Hof oder im Haushalt helfen. Trotzdem erlebte Marie-Theres eine glückliche Kindheit, besuchte die Primarschule in Hildisrieden und absolvierte anschlies­send als junge Frau die Bäuerinnenschule in Pfäffikon.


Jakob wurde am 18. Juli 1924 geboren und wuchs als viertes Kind mit 2 Schwestern und 4 Brüdern in Römerswil auf. Die Eltern führten neben der Kirche einen Lebensmittelladen. Kobi entschied sich nach der Schulzeit für den Elektrikerberuf und absolvierte in den Kriegsjahren seine Lehre in Luzern. Noch vor Ende der Lehre musste er in die Flab-RS nach Payerne einrücken und leistete bis Kriegsende Aktiv­dienst. Anschliessend verbrachte er zwei Berufsjahre im Welschland. Kobi war begeisterter Sportler und schon bald Mitbegründer und später Präsident des KTV Römerswil. Zudem war er während einiger Jahre aktives Mitglied der Musikgesellschaft.


1950 lernten sich Marie-Theres und Jakob kennen. Drei Jahre später, im September 1953, traten sie in Hildisrieden vor den Traualtar. Im selben Jahr kaufte Kobi die alte Käserei in Römerswil, wo er nach einigen Umbauten rund 40 Jahren wohnte und sein Elektrogeschäft betrieb. Im Lauf der Jahre wuchs die Familie mit 5 Kindern heran: Markus, Peter, Monika, Regula und Eri­ka. Marie-Theres kümmerte sich um Haushalt und Kindererziehung, pflegte den Garten und half mit im Geschäft. Gemeinsame Ferien gab es in dieser Zeit nie. Erst als die Kinder aus dem Gröbsten heraus waren, gönnten sich unsere Eltern hie und da eine Reise.


Jakob widmete sich voll und ganz seinem Beruf. Als Geschäftsführer der gemeindeeigenen Elektrizitätsgenossenschaft Elektra musste er manchmal bei Sturm und Gewitter auf die Stangen klettern, damit die Römerswiler wieder Strom hatten. Auch in der Feuerwehr Römerswil engagierte er sich während fast 40 Jahren. 1962 absolvierte Kobi die Jagdprüfung und trat der Jagdgesellschaft Römerswil bei. Er liebte die Natur, das Hegen und Pflegen der Fauna und das Zusammensein mit seinen Mitpächtern. 1971 wurde er für die CVP in den Grossen Rat des Kantons Luzern gewählt. Drei Mal gelang ihm die Wiederwahl, was ihn mit Stolz erfüllte. Pflichtbewusstsein und Zuverlässigkeit waren für ihn nicht nur in der Politik wichtig, diese Eigenschaften zeigten sich auch in seinem steten Bemühen um das Wohl von Familie und Geschäft. Abwechslung und Herausforderung fand Jakob immer wieder im Kreis seiner Schützenkameraden. Er setzte sich mit viel Herzblut für die Schützengesellschaft Römerswil ein. Schiessen blieb bis ins hohe Alter sein grosses Hobby.


Marie-Theres liebte Musik und Gesang und war bis zu ihrem Lebensende ein wertvolles Mitglied des Kirchenchors Römerswil. Als die Kinder im Schulalter waren, engagierte sie sich zudem in den Schulpflegen von Römerswil und Hochdorf.


1993 zogen unsere Eltern nach Hildisrieden an die Hochdorferstrasse 21 in den wohlverdienten Ruhestand. Die beiden freuten sich über die Heiraten ihrer Kinder und die Geburten der acht Enkelkinder, deren Entwicklung sie mit grosser Freude und echtem Interesse verfolgten. Auch am neuen Wohnort hielt Marie-Theres Haus und Garten in Schuss und verwöhnte die Gäste mit ihrer Kochkunst. Sie war der Mittelpunkt der Familie, nahm Anteil an freudigen Ereignissen und spendete Trost bei Misserfolgen. Uns allen begegnete sie mit einem Urvertrauen in das Gute und Positive. Sorgfältig pflegte sie ihre zahlreichen Kontakte. Sämtliche Geburtstage und Namenstage hatte sie im Kopf und sorgte immer wieder für freudige Überraschungen in Verwandtschaft und Freundeskreis.


2013 feierten die beiden das Fest der Diamantenen Hochzeit, 2018 begingen sie das seltene Fest der Eisernen Hochzeit (65 Jahre). Sie schätzten es sehr, bis zuletzt aktiv und selbstständig leben zu können. Im Herbst 2019 manifestierten sich bei Jakob gesundheitliche Probleme. Im Januar wurde ein Spitalaufenthalt nötig. Wie durch ein Wunder erholte sich Kobi wieder, vor allem dank der hingebungsvollen Pflege durch Marie-Theres. Zusätzliche Unterstützung gab es durch die Kinder und die Spitex. Als die Situation sich wieder zu normalisieren schien, passierte das Unfassbare: am 9. April, Marie-Theres verstarb ganz unverhofft. Der Schock war für alle riesig und der Verlust unendlich gross.


Statt aufzugeben, setzte Jakob alles daran, wieder möglichst selbstständig leben zu können. In den folgenden Wochen sorgten Kinder und Enkelkinder mit Hilfe der Spitex dafür, dass er wieder Fuss fassen und den Alltag allein meistern konnte. Kobi war unendlich dankbar dafür, dass er zu Hause bleiben konnte. Alle schätzten wir diese besonderen Begegnungen, die persönlichen Gespräche, das Austauschen von gemeinsamen Erinnerungen. Mitte Juni erlitt Jakob unerwartet eine Darm­entzündung, welche sein geschwächter Körper nicht mehr überwinden konnte. Am Sonntagmorgen, 28. Juni, konnte er loslassen und seiner geliebten Marie-Theres folgen.

 

In Dankbarkeit für eure Liebe und ­Fürsorge – eure Kinder und Grosskinder