Nachruf

20. Januar 2023

Rita Jung-Muff

Rita Jung-Muff
Eschenbach

Liebe Mama, liebs Grossmuetti, liebe Rita, du hast es verstanden, die Menschen mit dem Alltäglichen zu beschenken, seien es die Ziniensetzlinge, die auch diesen Sommer in vielen Gärten blühten, der Melissensirup oder ein schlichter Austausch mit Menschen jeden Alters − irgendwo. Wir möchten dein Leben würdigen und dir für alles danken, was du uns geschenkt hast:

Deine Eltern Franziska und Wendelin Muff-Bachmann, Büttligen, haben dir als drittes Kind das Leben geschenkt. Die Grossfamilie mit deinen Geschwistern Marie, Nina, Wendelin und Peter, Elise und Fridolin mit ihren Kindern, Onkel Hans und die Mitarbeitenden auf dem Hof, prägten das wertschätzende Miteinander.

Deine Herzlichkeit und die Gabe anzupacken zeigten sich bereits im bäuerlichen Haushaltslehrjahr bei Familie Bühlmann, Chapf, Rothenburg. Du erzähltest auch gerne von deiner Zeit in der Käserei Neudorf bei Familie Oehen und deinen Einsätzen in der Familienhilfe, Emmenbrücke, nach der Bäuerinnenschule.

Nach deinem 22. Geburtstag läuteten die Hochzeitsglocken für dich und Franz Jung. Ihr habt uns fünf Kinder: Rita, Pirmin, Gerda, Hugo und Urban liebevoll ins Leben eingeführt. Ihr gabt den Raum, unsere Fähigkeiten zu entfalten und habt uns bei unseren Projekten unterstützt.

Dein Wirken als Bäuerin, zusammen mit Papa auf dem Hof Oeggenringen, erfüllte dich und der grosse Garten war dir Lebenselixier. Die Dankbarkeit dem Schöpfer gegenüber, der uns die Nahrungsmittel schenkt, zeigte sich darin, wie achtsam du mit der Ernte umgegangen bist. Mancher Lehrling und Mitarbeiter lernte deine sorgfältige Küche schätzen. Deine Lebensfreude, deine Grossherzigkeit und dein spontanes Handeln machten dein Wesen aus.

Papas politische Arbeit hat dich für viele Themen sensibilisiert, du bist mit den verschiedensten Menschen zusammengekommen, hast fremde Lebensweisen kennengelernt.  So sahen wir dich, durch den Tag mit deinen Händen in der Erde arbeitend, am Abend Papa an einen Anlass begleitend. Da lerntest du die Menschen kennen, von denen er dir erzählte.

Dass du später an Gerdas politischem Wirken teilhaben konntest, ermöglichte dir, der neuen CVP-Generation deine vielseitige Lebenserfahrung weiterzugeben.

Deine Kreativität bereicherte deinen Alltag – und unsere Kinderherzen. Bis weit in unsere Schulzeit hast du uns auch Kleider genäht. Dies dauerte oft bis in die Nacht, hast du doch auf Papa gewartet, bis er von seinen auswärtigen Engagements heimkam. Später hast du während der Winterzeit Teppiche geknüpft. Im letzten Jahr verkürzte dir das Umhäkeln von Kleiderbügeln die Zeit.

Du hattest grosse Freude an der Familiengeschichte und Gegenständen aus der Vergangenheit. Deine besondere Begabung war die Begegnung mit den Menschen, für alle hattest du ein gutes Wort. Du warst eine richtige Netzwerkerin. Gerne unternahmst du mit Papa und anderen dir lieben Menschen ein «Reisli».

Das Singen im Kirchenchor und später in der Trachtengruppe schenkte dir Freundschaften und wohltuende Melodien, die dich erfüllten.

 «Wie cha mers deheime schön ha» hast du zu sagen gepflegt. Daheim warst du in Oeggenringen, deinem Wirkungsort während deiner Schaffenskraft. Als Hugo und Priska im Jahr 2000 mit ihrer Familie das Haus zu beleben begannen und den Bauernhof weiterführten, habt ihr im «Waldhus» das neue Daheim gebaut. Euch war es wertvoll, dass Pirmin euch beim Holzbau unterstützte und Marianne bald an seine Seite kam. Als Urban und Monika mit ihren Kindern 2018 ins Waldhus zogen, entstand das Drei-Generationenhaus.

Ein offenes Haus haben wir bereits als Kinder erlebt. Die Einladung zur Maiandacht der Trachtengruppe beim Oeggenringer Kreuz, welches Papa und du nach dem Scheunenbrand 1982 errichtet haben, war jeweils ein Jahreshöhepunkt. Nachdem Papa 2008 starb, waren deine Gäste Perlen im Alltag, sei es beim Jassen oder einfach bei einem gemütlichen Essen.

Sehr gefreut hast du dich, wenn deine Familie, deine 11 Grosskinder bei dir waren. Wir alle schätzten deine Warmherzigkeit. Selbstverständlich hattest du ein offenes Ohr, eine gute Idee oder ein Lieblingsessen bereit. Spielzeug gab es für jedes Alter.

«Es ist aller Gastfreundschaft tiefster Sinn, dass einer dem anderen Rast gebe auf dem Weg zum ewigen Zuhause.» Diesen Spruch hast du in manche Karte geschrieben, mit der du dich für eine Einladung bedankt hast. Am 14. November 2022 bist du in diesem Zuhause angekommen. Du hast deine vorausgehenden, körperlichen Herausforderungen angenommen. Deine positive Einstellung hat dir geholfen. Im letzten Monat durften wir dich in deinem geliebten Heim zusammen mit der Spitex begleiten. Nun ist eine grosse Lücke entstanden. Das Wahrnehmen, dass wir im Herzen eins sind, schenkt uns Trost und Vertrauen.

In Dankbarkeit, deine Familie (verfasst von deiner Tochter Rita)