Nachruf

30. September 2020

Thedj Keiser

Ballwil

Am 18. Juli 2020 mussten wir traurig von Thedj Abschied nehmen. Während 60 Jahren war er ein Teil unserer Familie. Über 30 Jahre war er leidenschaftlich mit dem Schwing­sport verbunden, des­halb blicken wir «eidgenössisch» in acht Gängen auf sein Leben zurück.


1. Gang: erste Lebensjahre: Thedj kam am 11. Juli 1939 als zweitjüngstes Kind von neun Geschwistern in Hergiswil NW auf einem Bauernhof zur Welt. Die Familie war nicht «auf Rosen gebettet». Die Anstrengungen eines harten Lebens mit vielen Entbehrungen prägten Thedjs Kindheit.


2. Gang: Schulzeit: Thedj musste oft schon vor der Schule am Morgen mithelfen, zum Beispiel die Milch zur zwei Kilometer unterhalb des Hofes gelegenen Strasse tragen. Oft kam er deshalb zu spät zur Schule, was nicht nur Nachsitzen, sondern auch Schelte seines strengen Vaters zur Folge hatte.


3. Gang: Entlebuch: Nach dem Tod seines Vaters kam Thedj knapp 15-jährig auf einen Hof ins Entlebuch. Auch da prägte harte Arbeit seinen Alltag. Den Lohn von 80 Franken pro Monat musste er zu Hause abgeben. Nach der Rekrutenschule erlaubte sich Thedj nach einer Lohnerhöhung von 20 Franken pro Monat zu fragen. Das Resultat war die Entlassung.


4. Gang: Margrethenhof: Thedj kam im Herbst 1961 auf den Margrethenhof in Ballwil. Er war ein zuverlässiger und treuer Mitarbeiter, der viele Arbeiten selbständig auszuführen wusste. So wollte er an einem Samstagabend pflichtbewusst den frisch gebrannten Kirsch kurz vor der Messe ins Haus tragen. Leider zerbrach die letzte Korbflasche oben auf der Treppe, sodass sich 50 Liter Kirsch darüber ergossen und die Kirchgänger vom intensiven Duft begleitet wurden. Thedj war hart im Nehmen. Einen mit der Heugabel durchstochenen Fuss kurierte er mit zwei Pflastern sowie einem Schluck aus der Schnapsflasche mit der Bemerkung: «Vo enne use muess es au heile.»


5. Gang: Freizeit: Thedj war ein begeisterter Skifahrer, selbst das Scheunendach wurde anfänglich als Skipiste benutzt. Später durften wir Kinder oft in seinem VW Käfer mit in die Skigebiete. Seine Skilehrerpädagogik: «Göhnd ehr scho mol, ech warte de zonderscht.» Im Sommer liebte er Aus- und Passfahrten durch alle Gegenden der Schweiz. Die Landesgrenzen überschritt er nie. Er blieb auch ohne flammenden bundesrätlichen Appell stets in der Schweiz.


6. Gang: Schönfeld: 1992 wurde der Margrethenhof aufgegeben. Endlich konnte er auch unter der Woche Skifahren, bis die Lifte abstellten. Im ganzen Dorf war Thedj als rüstiger Frührentner ein begehrter Helfer für alle möglichen Arbeiten. Seine vielen Termine verwaltete er ausschliesslich im Kopf, ohne je etwas zu vergessen.


Der Schwingsport entwickelte sich mehr und mehr zu Thedjs grösster Leidenschaft. Er besuchte teilweise über 60 Schwingfeste pro Jahr, kannte viele «Böse» persönlich und war in der Szene ein gern gesehener Gesprächsexperte.


7. Gang: Ü75: Am 75. Geburtstag freute sich Thedj riesig über eine persönliche Videobotschaft des amtierenden Schwingerkönigs Matthias Sempach an den «Keiser». Auch das ein Indiz für Thedjs grosse Verbundenheit in der Schwingerszene. Leider zeigten sich in seinem 7. Gang immer mehr gesundheitliche Beschwerden. Schmerzen zehrten zunehmend an seinen ­Kräften.


8. Gang: Schlussgang: Thedj stieg mit einem pilatusfelsenfesten Plan in den Schlussgang. Dieser begann Anfang Juli mit einer notfallmässigen Spitaleinweisung aufgrund von schier unerträglichen Schmerzen. Dank massiver Medikamente ging es ihm wieder etwas besser. Er erzählte in den Spitaltagen viele Episoden aus seinem Leben – schöne und weniger schöne. Thedj war dankbar für die letzten Tage, die er ohne Schmerzen verbringen durfte. Auch sein Humor blitzte immer wieder auf. Trotzdem, an seinem Plan für den Schlussgang hielt er fest. Sein Siegeswille war angetrieben von der Aussicht, nie mehr Schmerzen erleiden zu müssen. In der Nacht auf den 18. Juli 2020 hat er das Leben mit einer glatten 10 auf den Rücken gelegt. Thedj, du bleibst unser Schwinger-­Keiser.