Nachruf

26. Mai 2021

Willy Nick

Luzern

Pfarrer Willy Nick wurde am 19. Oktober 1932 in Winikon geboren. Die Eltern, Theodor und Anna Nick-Hübscher, betrieben eine grosse Schreinerei mit 50 Angestellten. Fünf Monate nach der Geburt von Willy starb sein Vater an einer Lungenentzündung. Die Schreinerei wurde in eine Aktiengesellschaft überführt und seine Mutter führte fortan ein Lebensmittelgeschäft. Nach fünf Jahren heiratete sie den Bauern Josef Brändli. Es war für Willy eine grosse Freude, als im September 1938 die Halbschwester Margrit geboren wurde.

Nach der Volksschule in Winikon besuchte Willy im benachbarten Reitnau die Bezirksschule. Auf Empfehlung eines Lehrers liess er sich für den Lehrerberuf begeistern. Er lebte danach bei seiner Grosstante in Kriens, um an einer Luzerner Sekundarschule den Anschluss ans Seminar Hitzkirch zu finden. In den Schulentlassungs-Exerzitien hielt Pfarrer Lang einen Vortrag über das Priestersein, der ihn begeisterte. Da Willy am Seminar Hitzkirch einige Wochen vorher die Aufnahmeprüfung bestanden hatte, trat er ins Lehrerseminar ein. Nun begann für ihn ein schmerzliches Ringen, werde ich Lehrer oder Priester? Nach kurzer Zeit war sich Willy sicher, er wollte Prieser werden. Da Willy ein Jahr vorher an Kinderlähmung erkrankte, traute ihm niemand dieses lange Studium zu. Doch er war von seiner Berufung derart überzeugt, dass er sich nicht mehr davon abbringen liess. Er meldete sich im Gymnasium Immensee an und wurde dort zum Studium zugelassen. Die Idee, Missionspriester zu werden, musste er wegen seiner Erkrankung fallen lassen und deshalb wechselte er nach 2 Jahren ans Kollegium Schwyz, wo er 1955 die Maturitätsprüfung ablegte.

Nach der Matura trat Willy ins Priesterseminar Luzern ein. Als aufgeschlossener junger Student befriedigte ihn das Theologiestudium nicht in allen Teilen. Er bekundete Mühe mit dem damaligen Theologie-Verständnis. Trotzdem zweifelte er nie an seiner Berufung und so wurde er im Sommer 1960 zum Priester geweiht. Nach der Priesterweihe wirkte Willy als Aushilfsvikar in der Diasporapfarrei Lyss, zu der 47 Gemeinden gehörten. Er war bei diesem Einsatz ganz auf sich gestellt, weil der Pfarrer krank war. Von erfahrenen Laien wurde er in die praktische Seelsorge eingeführt. Im Anschluss wurde Willy vom Bischof als Lehrer ans Gymnasium Schwyz berufen. Nach einem Jahr als Vizepräfekt im Lyceum wurde Willy Präfekt. In den Osterferien 1963 traf Willy zufällig Seminardirektor Dilger. Da er für das Seminar Hitzkirch einen Internatsleiter suchte, wollte er Willy gleich anstellen. Willy zögerte, diese Stelle anzunehmen, weil der Rektor von Schwyz Willy Nick nicht hergeben wollte. Schliesslich gewann das Seminar das Ringen, und Willy nahm am 1. Januar 1964 seine Arbeit als Internatsleiter und Religionslehrer am Seminar Hitzkirch auf. Die neue berufliche Herausforderung und die prekären Raumverhältnisse am Seminar verlangten von ihm vollen, uneingeschränkten Einsatz. 1968 kamen auch Ideen der Studentenunruhen ans Seminar und die Neuerungen des Konzils veränderten die religiöse Grundhaltung der Seminaristen. 1973 ergab sich die Möglichkeit, die Pfarrei Hohenrain zu übernehmen. Willy gab die Internatsleitung auf, unterrichtete aber weiterhin als Religionslehrer in Hitzkirch. Die vielen Kritiken der Seminaristinnen und Seminaristen an der Kirche waren nicht immer einfach zu ertragen. Sie trugen aber dazu bei, dass er geistig beweglich und agil blieb.

Als Pfarrer hatte Willy Nick nun mit Menschen aller Altersstufen zu tun. Die Seelsorgetätigkeit brachte ihm eine tiefe Befriedigung. Er wurde von den Pfarreiangehörigen als aufgeschlossener Seelsorger sehr geschätzt. Insbesondere seine Predigten waren lebensnah, verständlich und hilfreich für den christlichen Alltag. Auch bei der Gestaltung der Beerdigungsgottesdienste hat Pfarrer Nick mit viel Empathie und gefühlvollen Abschiedsworten die Hinterbliebenen immer wieder getröstet. Als langjähriges Mitglied und Präsident der Schulpflege hinterliess er wichtige Spuren im Bildungsbereich der Gemeinde Hohenrain. Es hat Pfarrer Nick auch beschäftigt und schmerzlich berührt, dass immer mehr Leute vom Sonntagsgottesdienst wegblieben, und es wurde zunehmend schwierig, Frauen und Männer für die Pfarreiarbeit zu begeistern. Er war deswegen aber nie bedrückt. Die Freude an der Seelsorge blieb ihm stets erhalten. Trotz seiner kritischen Haltung gegenüber der Amtskirche fühlte er sich in der katholischen Kirche aufgehoben. Sie war ihm stets spirituelle Heimat und er liebte das Priestersein.

Im Mai 1998 hat Pfarrer Nick nach fast 25-jähriger Tätigkeit die ihm liebgewonnene Pfarrei Hohenrain verlassen. Am 3. Mai wurde er im Kollegiatsstift St. Leodegar in Luzern aufgenommen. Hier fand er seine neue Heimat im Kreis lieber Mitbrüder.

Er freute sich, in der Pfarrei Udligenswil, im Betagtenzentrum Dreilinden, bei den Schwestern im St. Anna und in Ettiswil priesterliche Dienste leisten zu können.
Begegnungen mit lieben Menschen verliehen ihm im fortschreitenden ­Alter tragenden Sinn. Langsam machten sich Altersbeschwerden bemerkbar.

Sr. Alexandra Steinmann war ihm in dieser Lebensphase eine grosse Stütze. Ihr Tod Anfang 2019 bedeutete für ihn einen schweren Einschnitt in seinem Leben.

Er musste sein geliebtes Zuhause in Luzern verlassen und ins Pflegezentrum St. Anna eintreten.
Dort wurde er während etwas mehr als zwei Jahren liebevoll betreut, bevor er am 13. Februar 2021 von seinen Leiden erlöst wurde. Der Herr über Leben und Tod hat seinen treuen Diener zu sich heimgeholt, um ihn an seinem unendlichen Glück teilhaben zu lassen.