Das sagen die Kantonsräte zur Talstrasse

Die Idee Seetal AG hat am Dienstag die Kantonsräte des Wahlkreises Hochdorf eingeladen, um über die Talstrasse zu informieren. Der «Seetaler Bote» wollte von den Kantonsräten wissen, was sie über die Talstrasse denken.

Yves Bucher

«Ich unterstütze es, dass das Vorprojekt zur Talstrasse in den kommenden vier Jahren abgeschlossen werden kann. Die Planung jetzt abzubrechen, erachte ich als falsch», schreibt Adrian Bühler (Eschenbach, CVP). Die betroffene Bevölkerung solle sich dereinst zum Vorprojekt mit seinen Vor- und Nachteilen äussern können. «Zudem erhoffe ich mir von den Gegnern der Talstras­se, dass sie alternative Vorschläge machen, wie das Verkehrsproblem im Seetal gelöst werden kann.»
Auch Romy Odoni (Rain, FDP) ist der Meinung, «dass die angefangene Planung der Talstrasse bis zu einem abstimmungsreifen Projekt nun zügig vorangetrieben werden sollte. Dann kann die Seetaler Bevölkerung in Kenntnis der genauen Sachlage entscheiden.» Die Gemeinden im Seetal entwickeln sich zu beliebten Wohn- und Arbeitsgemeinden. «Die Bevölkerung wächst und innovative Gewerbebetriebe siedeln sich an. Beides bringt mehr Verkehr mit sich. Eine Umfahrungsstrasse würde die Zentren von Hochdorf, Ballwil und Eschenbach entlasten, andererseits müsste dafür bestes Kulturland geopfert werden. Das ist das Dilemma.» Die Talstrasse in den Topf C zurückzustufen und die ganze Projektierung jetzt wieder zu stoppen, «das können und dürfen wir uns nicht leisten.»

«Die Umteilung der Talstrasse von Topf B in Topf C bringt keine wesentlichen Veränderungen», betont hingegen Damian Müller (Hitzkirch, FDP). Der Kanton plane die Talstrasse weiter. «Wichtig ist, dass wir vor der grossen Diskussion klare Grundlagen haben. Dazu gehört nicht nur die Streckenführung, sondern auch die verkehrstechnische Entwicklung vom Individual-, Langsam- und ÖV-Verkehr. Weiter muss das ganze Seetal, also die Bevölkerung, das Gewerbe/Industrie sowie die Politik in den Meinungsprozess eingebunden werden.» Fakt sei, dass der Kanton in den nächsten 15 Jahren die finanziellen Mittel für ein solches Grossprojekt nicht stemmen könne. «Aus diesem Grund landet die Talstras­se im Topf C.»

Für Andreas Zemp (Hochdorf, GLP) ist die Frage nicht, «welche Probleme mit dem Verkehr haben wir heute?» Dazu sei es zu spät. Mit einem Bauprojekt könne man nicht die Probleme von heute lösen. «Wir müssen uns fragen wie soll die Verkehrsführung in der Zukunft – zum Zeitpunkt der Fertigstellung eines Projektes – aussehen?» Im Fall von Hochdorf: wenn man von der Entlastung der Hauptstrasse spreche – 25 bis 35 Prozent weniger Verkehr – «sind damit die Anzahl Fahrzeuge heute gemeint oder sprechen wir hier bereits vom zukünftigen Verkehrsaufkommen bei Eröffnung der Talstrasse? Das würde nämlich bedeuten, dass wir nur den Mehrverkehr auf eine Umfahrung verlagern würden, das Verkehrsaufkommen im Dorf aber gleich bleiben würde.» Der Quell- und Zielverkehr – also Fahrten, die in Hochdorf beginnen oder enden, Fahrten von Ballwil Richtung Norden, der Verkehr von und nach Hohenrain/Abtwil – würden in jedem Fall weiterhin die bestehende Hauptstrasse durch das Dorf betreffen. «Entspricht das den Erwartungen der Bevölkerung nach Entlastung?»

SP-Kantonsrätin Jacqueline Mennel Kaeslin (Hochdorf) spricht ebenfalls die Entlastung an. «Ich bin sehr skeptisch, ob eine Talstrasse unser Verkehrsproblem löst, da dieses hausgemacht ist.» Nur gerade mit zirka 20 Prozent des Verkehrs würde Hochdorf trotz einer Talstrasse entlastet. Mit dem stetig wachsenden Verkehrsaufkommen sei dieser Effekt in ein paar Jahren bereits wieder egalisiert. «Gleichzeitig wird bestes Kulturland und ein wertvolles Naherholungsgebiet dafür geopfert und verschandelt. Viele Landwirtschaftsbetriebe sind zudem in ihrer Existenz bedroht. Dieser Preis ist mir eindeutig zu hoch, sowohl qualitativ wie auch quantitativ.» Die 110 Millionen Franken, die eine Talstrasse kosten würde, beziehen sich nur auf die Strasse allein. Alle Zubringerstrassen, Umlagerungseffekte, Verkehrsberuhigungen, usw., die es zusätzlich benötigen würde, seien darin nicht enthalten und würden weitere Millionen generieren. Alternative Lösungsmöglichkeiten seien gefragt. Aber auch ein Umdenken der Bevölkerung. «Nicht immer muss das Auto hervorgeholt werden.»

Nadia Furrer-Britschgi (Ballwil, SVP) schreibt: «Seit Jahrzehnten wird die Realisierung einer Talstrasse diskutiert. Die betroffenen Gemeinden haben all die Jahre ihre Einzonungen und Wohnraumerweiterungen gegenüber einer sinnvollen Korridor-Freihaltung zur Verkehrsüberlastungslösung stets priorisiert – und jetzt soll eine Lösung her, koste es, was es wolle. Die Lösung ist teuer und überzeugt nicht.» 

Markus Odermatt (Ballwil, CVP) betont, «dass eine für beide Seiten tragbare Lösung angestrebt werden muss.» Darum werde eine Delegation der IG QuerfeldNein an eine Sitzung der Verkehrs- und Baukommission, deren Präsident Markus Odermatt ist, eingeladen. Dort habe das Komitee die Möglichkeit, seine Anliegen und Ängste vorzubringen. Die Kommission werde anschliessend die Petition beraten und dem Kantonsrat Bericht erstatten. «Die Anliegen der IG QuerfeldNein müssen wir in der Kommission ernst nehmen und bei der Beratung in die Meinungsbildung einfliessen lassen.»

«Talstrasse gehört in den Topf B»

An der Informationsveranstaltung der Idee Seetal AG vom Dienstag informierten Verwaltungsratspräsident Fredy Winiger und Mediensprecher Talstrasse, Pius Höltschi, die Kantonsräte über die Aufgaben und die Rolle der Idee Seetal AG. Neben den grundsätzlichen Aufgaben gebe es einen behördenverbindlichen Auftrag, welcher im Regionalen Entwicklungsplan (kurz REP) Seetal beschrieben ist: «Die Idee Seetal AG hat sich für eine rasche Umsetzung (der Talstrasse) einzusetzen». Der Kanton Luzern respektive der Kantonsrat hat im Jahre 2010 die Umfahrung von Hochdorf, Ballwil und Eschenbach ins Strassenbauprogramm 2011–2014 aufgenommen, und zwar in «Topf B mit sofortigem Beginn der Planung». Nun hat der Regierungsrat im Hinblick auf das Strassenbauprogramm 2015–2018 beantragt, die Planung der Talstras­se zwar fortzusetzen, das Projekt aber in Topf C zu verschieben. Die Konsequenz einer solchen «Topf-Verschiebung» wäre die zeitliche Verschiebung der Realisierung dieses Projekts auf unbestimmte Zeit.

Die Idee Seetal AG verlangt vom Kantonsrat die Beibehaltung des Projekts Talstrasse in Topf B. Dabei betonte Fredy Winiger an der Infoveranstaltung, dass eine Rückstufung nicht in erster Linie ein Signal gegen das Projekt selber, sondern ein Zeichen dafür sei, «dass das Seetal aus Sicht des Kantons keine Priorität geniesst.»
Weiter erachte es die Idee Seetal AG als einen finanziellen Unsinn, die Planung zum heutigen Zeitpunkt abzubrechen. Das Seetal habe Anspruch auf eine vollständige Planung. Zudem werde von bekennenden Gegnern der Talstrasse nicht bestritten, dass das Seetal in Zukunft eine Verkehrslösung brauche. «Mit einer Rückstufung in Topf C scheint uns eine solche Verkehrslösung in naher Zukunft als höchst un­realistisch», so Winiger. Aktuell bestehe keine Alternative zur Talstrasse, welche eine regionale Gesamtverkehrslösung beinhalten würde.

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