Sportlich neue Freunde gewinnen

Während den Sommerferien fand ein einwöchiges Sportcamp für rund 230 Kinder statt. Der grosse Teil stammt aus dem Seetal. Im Lager wurden Fussball und Tanzen trainiert.

Daniel Schmuki

«Die Kinder sollen Freude und Spass am Sport haben», sagt Mario Sager. Der gebürtige Eschenbacher hat vor 15 Jahren MS Sports gegründet. Seine Initialen finden sich entsprechend im Firmennamen. Bis heute hat sich die Organisation zum grössten Schweizer Anbieter von Sportcamps für Kinder entwickelt. Dabei wird eine ganze Bandbreite an Sportarten abgedeckt. Vom klassischen Fussball, das am beliebtesten ist, über Polysport, Biken, Reiten, Tennis- und Snowcamps bis zum Tanzen. Damit wird dem natürlichen Bewegungsdrang der Kinder entsprochen. Und wer es eher kopflastig mag, kann sich für ein Schachcamp anmelden.

Im Camp Eschenbach 2022 kommen mit Fussball und Tanzen zwei der beliebtesten Sportarten zum Zuge. Nebst der Freude am Sport, sollen die Kinder auch etwas lernen. «Wir haben den Anspruch, dass die Kinder technische Fortschritte machen», unterstreicht Sager und ergänzt: «Mädchen und Jungs dürfen in jeder Sportart teilnehmen. Für jedes Kind ist etwas dabei. Egal, ob talentiert oder Anfänger. Jedes Kind kann kommen und ist willkommen.»

Schweizweit 16 000 Kinder

Für Sager ist das diesjährige Camp in Eschenbach besonders speziell, denn er erinnert sich an die Anfänge: «Der Fussballclub Eschenbach konnte 2007 kein Junioren-Lager mehr durchführen, weil es niemand organisierte.» Dies eröffnete dem dreifachen Familienvater die Möglichkeit, seine Idee umzusetzen, die er schon länger mit sich trug: Ein Sportlager auf die Beine zu stellen, ohne Übernachtungsmöglichkeiten, dafür betreut. Inspiriert wurde er durch ein Beispiel aus den Vereinigten Staaten, in denen Kids die Hälfte ihrer Schulferien in Camps verbringen. «2007 haben wir angefangen. Hier in Eschenbach, wo ich aufgewachsen bin und wo man mich kennt.» Dies war der Start. Aus einem einzelnen Lager mit 60 Kindern ist eine Organisation mit jährlich über 370 Camps an 240 verschiedenen Standorten geworden. Damit ist der Veranstalter in der ganzen Schweiz und in allen vier Landessprachen präsent und begeistert mittlerweile 16 000 Kinder eine Woche lang mit Sport.

Zwangsläufig stellt sich die Frage nach dem Personal: «Wir sind 31 Mitarbeitende bei MS Sports» sagt Sager, der als Gründer die Organisation bis heute auch leitet. Dazu kommen natürlich auch Freischaffende, insbesondere Trainer, die für eine oder mehrere Wochen im Einsatz stehen. Die Suche nach geeignetem Personal erweist sich als ein ständiges Rekrutieren, eine Mund-zu-Mund-Propaganda, und Interessenten können sich jederzeit melden. Gute Vereinstrainer, die Sager in der ganzen Schweiz auffallen können, spricht er direkt an.

Ein Rundumservice

Sebastian Schindler arbeitet seit fünf­einhalb Jahren im Team von MS Sports. Er leitet das diesjährige Camp in Eschenbach und berichtet über seinen aktuellen Einsatz, bei dem alles Mögliche und Organisatorische anfällt: ein zu behandelnder Wespenstich bei einem Kind, die Suche nach einer verloren geglaubten Schirmmütze, dann aber auch der Whatsapp-Chat, der jeden Tag nach 16 Uhr mit dem Tagesbericht und Bildern für die Eltern gefüttert wird – Dienstleistungen aller Art.

Schindler kommt ursprünglich aus der Animation. Er war mehrere Jahre in der Toskana in einem REKA-Dorf für die Unterhaltung von Gästen zuständig. Dieses Talent gepaart mit einem organisatorischen Flair bewegten ihn zu einer Bewerbung als Trainer bei MS Sports. Mittlerweile trainiert er nicht nur die Kids, sondern leitet ganze Lager. Nebst Fussball ist er ebenfalls Projektleiter für die Sportart Tanzen und damit verantwortlich für die Organisation der Unterkunft und der Verpflegung bei rund 40 Camps. «Ich arbeite unglaublich gerne mit Kindern zusammen», sagt Schindler auf seine Hauptmotivation angesprochen. «Die Kinder kosten zwar Energie, aber es macht auch enorm Spass. Je grösser das Camp, umso besser. Und wenn Dich Kinder am Ende des Tages anlächeln, so ist dies einfach das Allergrösste.» Ein weiterer Pluspunkt dieser hauptberuflichen Tätigkeit ist, dass Schindler sowohl Arbeiten im Büro als auch im Freien hat.

Praktisches Namens-System

Nebst den Fortschritten in der jeweils gewählten Sportart entwickeln sich die Kinder auch zwischenmenschlich weiter. Am ersten Tag im Camp schauen sie und testen ein wenig aus. Sie schätzen die Abwechslung zum Schultag und knüpfen in einem anderen Umfeld neue Kontakte, die zu Freundschaften werden und über das Lager hinaus andauern können. Die Kinder lernen sich nicht nur selbst untereinander besser kennen, sondern natürlich auch Trainer und Leiter. Wie gut lernt hingegen ein Leiter die Kinder kennen? Wie kann er sich die Namen von Dutzenden von Kindern merken? Schindler schmunzelt: «Wir haben dafür ein praktisches System entwickelt. Wir schreiben die Namen oben an die Schirmmütze an, so kann ich sie einfach ablesen, wenn ich mit ihnen spreche. Auf jeden Fall weiss ich bestimmt, wer in welcher Mannschaft spielt.»

In den Mittagspausen verpflegen sich die Kinder, es wird gelacht, Lotto gespielt, mit Panini-Bildern hantiert. Auch Nintendo kommt gut an. Das Trainings-Dress ist innerhalb einer Sportart für alle Kinder identisch, insofern betrachtet sind alle Kinder gleich und ihre jeweilige so­ziale Herkunft ist nicht ersichtlich. Der finanzielle Beitrag für das Camp ist überschaubar, da einige Sponsoren die Organisation unterstützen. Und sozial benachteiligte Kinder werden durch den «Verein zur Förderung von Kids und Sport» (VFKS) unterstützt, um ihnen die Teilnahme an einem Sportcamp zu ermöglichen.

Emotionales Camp Eschenbach 2022

Richtig bewegend wird ein Lager jeweils am letzten Tag. Dann steht im Fussball die Mini-Weltmeisterschaft auf dem Programm, zu der auch viele Eltern kommen. «Da mischen sich Freudentränen mit traurigen Tränen», sagt Schindler. Und beim Tanzen wird sichtbar stolz die einstudierte Choreografie in der Abschlussveranstaltung vorgezeigt. Besonders emotional empfindet Schindler Momente, wenn Kinder kommen und sich ihm anvertrauen, ihm regelrecht einen Vertrauensbonus schenken.

Dass bereits in der frühen Kindheit der Nährboden für die weitere Entwicklung des Menschen gelegt wird, ist keine neue Erkenntnis. Nicht nur der Schweizer Schul- und Sozialreformer Johann Heinrich Pestalozzi befasste sich im 19. Jahrhundert mit der Elementarbildung der Kinder. Auch der deutsche Pädagoge Friedrich Fröbel erkannte dies in etwa zur selben Zeit und hielt fest: «Das Beste zum Spielen für ein Kind ist ein anderes Kind.»

Plain text

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • HTML - Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • Web page addresses and email addresses turn into links automatically.