Schlüsselübergabe bei Fahrschule Müller

Seit fast 40 Jahren lehrt die Fahrschule Müller das Auto- und Motor­radfahren. Nun geht die Firma von Seppi und Rita Müller in neue Hände über.

Von links: Seppi und Rita Müller übergeben die Autoschlüssel an Hubi Müller und Erich Marbacher. Foto: zvg
 

Die Stimmung bei Seppi Müller ist so aufgeräumt wie das eben erst bezogene Theorielokal in Emmenbrücke. «Ich freue mich, Verantwortung abgeben zu können und doch weiter mit dem Team und unseren Lernenden unterwegs zu sein», sagt der Inhaber der zweitgrössten Fahrschule des Kantons. Gestartet in Hochdorf, ist die Fahrschule Müller heute nebst dem hiesigen Hauptsitz und dem Lokal in Emmenbrücke auch im Entlebuch präsent. Über 20 Fahrlehrerinnen und Fahrlehrer unterrichten bei der Fahrschule Müller und dem Moto Driving Team, einem eigenen Unternehmen mit sechs beteiligten Fahrschulen, das Fahren von Autos und Motorrädern. Die gleichen Fahrschulen bieten zudem unter der Marke WAB Luzern seit 2003 die gesetzlich vorgeschriebenen Weiterbildungskurse an.

«Die Freude an der Arbeit, das Weiterdenken und der Wille, besser und grösser zu werden, haben uns angetrieben», sagt Seppi Müller, der die Firma 1998 von seinem Bruder Franz übernahm, der sich damals beruflich neu orientierte – heute aber als Fahrlehrer wieder im Team engagiert ist. «Wir geben den Menschen etwas, das sie buchstäblich ein Leben lang bewegt», sagt Seppi Müller. «Die Freude daran ist das Entscheidende beim Fahrlehrerberuf.» Für ihn steht nicht das Autofahren im Mittelpunkt, sondern die Arbeit mit den unterschiedlichsten Menschen. «Alle haben das gleiche Ziel, aber ganz unterschiedliche Voraussetzungen. Das macht den Job spannend.»

Fahrlehrer für Generationen

Einen besonderen Moment, den Müller rückblickend herausstreichen möchte, gibt es deshalb nicht: «Schön ist unsere stetig hohe Erfolgsquote – und wenn Kinder von ehemaligen Schülerinnen und Schülern zu uns in die Fahrschule kommen.» Das sei die schönste Bestätigung, findet der Fahrlehrer. «Wegweisend war zudem die Übernahme des administrativen Bereichs durch unsere Tochter Flurina.» Gemeinsam mit der Tochter das Unternehmen zu leiten, war für Seppi Müller nicht nur ideell von besonderem Wert. «Sie hat diese Aufgabe perfekt gemeistert und uns Fahrlehrer enorm entlastet», sagt der spürbar stolze Vater.

In fast 40 Jahren Fahrschule gab es aber auch schwierige Momente. 2009 verliessen zwei Angestellte der Fahrschule Müller das Unternehmen, um sich als Fahrlehrer in der Region selbstständig zu machen. «Ein schwieriger Moment, der uns herausgefordert hat», sagt Müller rückblickend, streicht aber gleichzeitig das Positive heraus: «Mit engagierten neuen Mitarbeitern konnten wir diese Situation meistern und uns weiterentwickeln.»

Einer dieser Fahrlehrer, der damals zum Team stiess, heisst Erich Marbacher. Zusammen mit Hubi Müller, einem jüngeren Bruder von Seppi, übernimmt dieser nun die Fahrschule. Seppi Müller bleibt während eines Jahres in der Geschäftsleitung, bevor er das Steuer ganz in neue Hände gibt und nach dem Verkauf der GmbH als Fahrlehrer im Unternehmen bleibt. Auf die Frage, was sich bei der Fahrschule Müller dann verändern könnte, antwortet Erich Marbacher, ohne lange zu überlegen: «Vorerst gar nichts.» Das bestehende Konzept sei nachhaltig und mit ein Grund dafür, dass die Fahrschule seit bald 40 Jahren erfolgreich unterwegs sei. Hubi Müller hofft deshalb auch, das bestehende Team halten zu können: «Wir sind ganz unterschiedliche Typen und ergänzen uns gut.» Das helfe bei der Herausforderung, die immer vielfältigeren Fahrschülerinnen und Fahrschüler erfolgreich ans Ziel zu führen. «Die Bandbreite ist grösser geworden: Von Leuten mit Mofa-, Traktor- und bereits Autoerfahrung bis zu solchen, die noch nie ein Fahrzeug gelenkt haben, gibt es alles», bestätigt Seppi Müller. Zudem sei der Verkehr komplexer geworden, die Menschen aber nicht unbedingt resistenter.

Mit der Jugend und
den Veränderungen Schritt halten

Alle drei Fahrlehrer sind der Meinung, dass sich die Rahmenbedingungen der Fahrausbildung in den letzten Jahren nicht nur zum Positiven verändert haben. Dass Lernende heute bereits ab 17 Jahren ein Auto lenken dürfen, sei nicht nur von Vorteil. «Man sollte die Fahrschüler in die Pflicht nehmen, professionelle Fahrstunden zu absolvieren, bevor sie sich privat Gewohnheiten aneignen, die aufwendig korrigiert werden müssen», meint Seppi Müller. Doch auch wenn er nicht mit allen Veränderungen einverstanden ist: Schwierigkeiten, mit den Rahmenbedingungen oder der Jugend mitzuhalten, verspürte er nie: «Man ist immer voll drin, nimmt Neuerungen auf und setzt sie um.» Auch zu den Jugendlichen habe er immer einen guten Draht gehabt.

Seppi Müller strahlt Gelassenheit aus. Er freut sich auf mehr Freizeit. «Alleine ist das ein 24/7-Job. Ich bin noch nicht so weit, ständig im Tessin zu sitzen, aber es wird schön, mir mehr Zeit herausnehmen zu können», sagt der Noch-Geschäftsführer. Erich Marbacher und Hubi Müller sind derweil «kribbelig und gespannt» auf die neue Aufgabe – und sie haben Respekt davor, den breiten Reifenspuren zu folgen. «Es ist gut, dass Seppi noch ein Jahr Mitglied der Geschäftsleitung bleibt», sagt Erich Marbacher. Und auch danach sei man froh, auf seine Erfahrung als Fahrlehrer zählen zu können: «Wir brauchen Seppi noch», sind sich seine designierten Nachfolger einig. pd

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